Woher Schuldgefühle kommen

Hintergrund | Entwicklungspsychologie

Schuldzuweisungen erfüllen einen wichtigen Zweck: Wir werden angehalten, die Normen unserer Gesellschaft zu verinnerlichen. Wichtigste Antriebskraft hierbei ist unser Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung bzw. die durch Schuldzuschreibung ausgelöste Scham, die in uns ausgelöst wird, wenn wir gegen Normen verstoßen (wir beginnen uns für Verhaltensweisen zu verurteilen).

Kinder brauchen Wertschätzung und Vergebung – gerade dann, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Foto: pixabay

Wie entstehen Schuldgefühle? Der Psychologe Erikson nennt in seinem „Stufenmodell zur psychosozialen Entwicklung“ die Herausforderung/ Entwicklungsaufgabe im KiTa-Alter „Initiative und Schuldgefühl“: Im Spiel üben Kinder sich im sozialen Miteinander, verfolgen eigene Ideen und Ziele, erfahren Selbstwirksamkeit und behaupten ihre Macht und Kontrolle. Wenn sie ein ideales Gleichgewicht zwischen Eigeninitiative und der Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen herstellen können, entwickeln sie ein gestärktes Ego, das Ziele erreichen will und zugleich andere nicht aus dem Blick verliert.

Schuld ist ein gutes Gefühl, weil es hilft, eigene Fehler zu erkennen. Bild: pixabay

Wer handelt, dem passieren auch Fehler – das ist bei Kindern nicht anders als bei uns Erwachsenen. Schuld ist in diesem Zusammenhang ein gutes Gefühl, als dass es die Fähigkeit der Kinder zeigt, zu erkennen, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Die Entwicklungsaufgabe besteht nach Erikson in diesem Alter darin, auch „im Schuldfall“ die Initiative zu übernehmen und so Autonomie und Handlungsfähigkeit zu erleben, anstatt in Schuldgefühlen verhaftet zu bleiben. Das Schuldgefühl und die daraus folgende Handlung tragen zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit bei, Selbstverständnis und Selbstwertgefühl können wachsen.

Bei Kindern, die in dieser Entwicklungsphase von Schuldgefühlen dominiert werden, kann sich die eigene Identität nicht entfalten; Wut und Aggression sind Reaktionen die erfolgen, wenn Kinder sich nicht handlungsfähig fühlen. Übertriebene und unverdiente Schuldgefühle können dazu führen, dass das Kind Herausforderungen ablehnt, weil es sich nicht in der Lage fühlt, damit umzugehen: Schuld ist immer noch einer der stärksten Auslöser von Angst.

Im KiTa-Alltag ist empfehlenswert, dem Kind gegenüber den Fehler/ das Vergehen wertfrei zu benennen sowie gemeinsam Handlungsoptionen zu entwickeln. Wichtig ist, dass das Kind trotz des Fehlverhaltens Wertschätzung und Vergebung erfährt.